Expedition 2008 - Tansania / Der Reisebericht

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EINLEITUNG

Die Exo Terra Expedition 2008 führte uns in das Gebirge im Osten und in das Hochland im Süden der Republik Tansania in Ostafrika. Das Hauptziel dieser Expedition war es, die Artenvielfalt von Amphibien und Reptilien in diesen Regionen aufzuzeigen und ein besseres Verständnis für die Arten zu bekommen, die diese komplexen Ökosysteme bewohnen.

Einige der Tiere, die Sie in diesem Film sehen werden, wurden das erste Mal in ihrem natürlichen Lebensraum gefilmt und dokumentiert. Diese Bilder tragen enorm zu der wissenschaftlichen Gemeinschaft bei. Aber sie sind auch für die Herpetologen äußerst wichtig, die diese Arten in Terrarien beobachten, halten und züchten.

VON DAR ES SALAAM ZUM KIMBOZA-WALD

Die Expedition verließ Dar Es Salaam, Tansanias größte Stadt. Hier hatte das Team sich mit Verpflegung für die Reise durch den dichten Dschungel, die weiten Ebenen und über die entlegenen Bergkämme ausgerüstet. Das erste Ziel war der Kimboza-Wald in der Nähe des Uluguru-Gebirges. Diese Berge im Osten Tansanias sind für die Erhaltung der biologischen Vielfalt eine der wichtigsten Gebirgsketten in Afrika.

Der Kimboza-Wald ist einer der ältesten in Afrika und da das Ökosystem seit geschätzten 25 Millionen Jahren durch klimatische und geographische Veränderungen unberührt geblieben ist, waren die Erwartungen hoch. Dieser Wald ist das Zuhause von einem der eindrucksvollsten Geckos, die jemals gesehen wurden: dem Lygodactylus williamsi.

Eines der ersten Reptilien, das das Team fand, war ein Nilwaran, der mitten auf der Schotterstraße zum Kimboza-Wald auf Nahrungssuche war. Der Nilwaran, Varanus niloticus, ist eines der größten Mitglieder der Waranfamilie. Diese Tiere, die eigentlich im Wasser leben, verfügen jedoch auch über scharfe Krallen zum Klettern, Graben, zur Verteidigung oder um an ihrer Beute zu reißen. Nilwarane sind Fleischfresser und fressen alles: von Fröschen bis hin zu kleinen Säugetieren und von Krokodileiern bis hin zu Aas.

Das Camp wurde vor einem Dorf am Rande des Kimboza-Waldes aufgeschlagen. Der Große Afrikanische Hausgecko, Hemidactylus platycephalus, scheint in dieser Gegend recht häufig vorzukommen. Dieser nachtaktive Gecko wurde beobachtet, wie er sich am späten Nachmittag auf Hütten und Bäumen sonnt. Wie alles Geckos ist auch der Hemidactylus platycephalus ein opportunistischer Fresser und frisst fast alles, was ihm über den Weg läuft und in sein Maul passt. Auch diese große Spinne wurde schließlich hinuntergeschluckt…

Viele Reptilien- und Amphibienarten sind nur während der Nacht aktiv und verstecken sich am Tag. Das Team machte sich nach Sonnenuntergang auf, um die nachtaktive Herpetofauna im Kimboza-Wald zu beobachten. Die erste Kreatur, die unser Team im Wirrwarr der Zeige ausmachen konnte, war die äußerst giftige grüne Baumschlange, Thelotornis capensis mossambicanus. Die grüne Baumschlange ist eine der zahlreichen Nattern mit schwarzen Giftzähnen. Ihr Biss ist äußerst giftig und kann tödlich sein. Das Gift der Baumschlange ist hämotoxisch. Es wirkt sehr langsam und Bisse sind selten. Bisher wurde kein Gegengift entwickelt. Der bekannte deutsche Herpetologe Robert Mertens starb, nachdem er von einer grünen Baumschlange gebissen wurde, die er in Gefangenschaft gehalten hatte. Die Baumschlange versteckt sich in Bäumen und macht normalerweise Jagd auf Eidechsen, Frösche und manchmal auch auf Vögel. Oft genug hält sie sich aber auch in der Nähe des Waldbodens auf, um auch hier Futter zu erbeuten.
Die schwarze Feilenschlange, Mehelya nyassae, bewegt sich ausschließlich auf dem Boden und ernährt sich von Eidechsen und Fröschen. Obwohl die Feilenschlange in manchen Regionen ziemlich häufig vorkommt, sind sie sehr geheimnisvoll und sind selten zu sehen. Wenn sich diese Schlangen bedroht fühlen, bewegen sie sich ruckartig und sondern eine übelriechende Substanz aus Drüsen am Schwanz aus.

DIE CHAMÄLEONS IM KIMBOZA-WALD

Obwohl Chamäleons tagaktiv sind, ist es manchmal einfacher, sie in der Nacht zu finden, während sie schlafen. Wenn es Nacht wird, werden die Chamäleons blasser als ihre Umgebung. So kann man sie leichter ausmachen. Chamäleons bewegen sich meistens zum äußeren Ende eines Zweiges, um sich aus den Bereichen fernzuhalten, in denen Fressfeinde wie Schlangen nach Beute suchen. Die meisten Arten lassen sich sofort fallen, wenn sie die Vibrationen und Bewegungen eines Fressfeindes auf dem Zweig spüren.

Dieses seltene Chamäleon mit Nasenfortsatz, Kinyongia oxyrhina, wurde gefunden, als es gerade auf einem winzigen Zweig schlief. Das Stummelschwanzchamäleon, Rieppeleon brevicaudatus, kann nachts leicht gefunden werden, da seine bevorzugten Schlafstätten sehr speziell sind. Diese Stummelschwanzchamäleons, oder auch Blattchamäleons genannt, verbringen die Nacht auf Blättern oder Zweigen zwischen 50 cm und 1 Meter über dem Waldboden; oft in der Nähe von Lichtungen, Pfaden und Bächen. Die Männchen der Stummelschwanzchamäleons unterscheiden sich durch einen längeren Schwanz und einen markanteren Kamm am Rücken. Rieppeleon brevicaudatus ist in der Lage, seinen Körper seitlich zusammenzudrücken und einen Streifen an seiner Seite zu entwickeln, sodass es wie ein totes Blatt aussieht.

Nur tagsüber zeigen diese Stummelschwanzchamäleons ihr ganzes Können: wenn sie laufen, sieht es so aus, wie die Bewegungen von Laub. Die ausgeprägten ruckartigen Bewegungen und die Form und die Farbmuster der Tiere bedeuten, dass sowohl Fressfeinde als auch die Beute diese bemerkenswerten Tiere leicht übersehen. Dieses Männchen zeigt, wie es seinen Körper im Verhältnis zu dem Zweig in Position hält. Es zögert, sich vorwärts zu bewegen, um nicht die Chance zu erhöhen, möglicherweise gesehen zu werden.

Dieses junge Kinyongia oxyrhina zeigt ebenfalls ein Täuschungsmanöver. Es flacht seinen Köper zur Seite ab und verschwindet fast komplett hinter dem dünnen Zweig. Sein Körper ist so extrem flach, dass nur wenige Körperteile hinter dem Zweig herausragen. Außerdem hält sich das Tier so nahe wie möglich an dem Zweig, um eine Entdeckung zu verhindern. Sehen Sie den feinen, aber doch offensichtlichen Farbwechsel in dieser zweiminütigen Sequenz im Zeitraffer?

Das Lappenchamäleon, Chamaeleo dilepis, ist eine der am meisten verbreiteten Chamäleonarten in Afrika. Diese eindrucksvollen Tiere sind in Zentral- und Südafrika verbreitet, wo sie normalerweise am Rande von Wäldern, im Buschland und in den Savannen leben. Die Tiere, die wir hier gefunden haben, haben keinen Fußwurzelsporn. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass diese Tiere eigentlich Chameleo roperi sind; eine Art die normalerweise weiter nördlich vorkommt. Das Chamaeleo dilepis verfügt über lappenähnliche Strukturen, die von seinem Kopfhelm abgehen. Daher der Name „Lappenchamäleon“. Teil der Drohgeste des Chamaeleo dilepis ist es, diese „Lappen” nach vorne zu bewegen. Gleichzeitig öffnet es dabei das Maul, flacht den Körper seitlich ab und bläht den Hals auf. Wie alle Chamäleons ist auch das Lappenchamäleon dafür bekannt, dass es seine Farbe ändern kann.

Die Farbpalette geht von tristem Braun oder Schwarz bis hin zu lebhaftem Grün, Weiß oder Gelb. Chamäleons haben Chromatophoren in ihrer äußeren Hautschicht, die vom Gehirn gesteuert werden. Damit sind sie in der Lage, die Farbe bewusst zu ändern, um sich ihrer Umwelt anzupassen; je nach Stimmung oder sogar nach Abschätzung einer Situation. Abhängig von der Art des Fressfeindes, dem es gegenübersteht, ändert ein Chamäleon seine Farbe, um noch genauer zu den Farben seiner Umgebung zu passen. Wenn es auf einen Vogel triff, wird es versuchen, sich seiner Umgebung noch genauer anzupassen, als wenn es auf eine Schlange trifft, da Schlangen nicht so gut wie Vögel sehen können.

Wenn männliche Chamäleons gegeneinander um die Vormachtstellung kämpfen, zeigen die Farben ihre Stimmung an. Sie zeigen dann helle, auffällige Farben, um entweder einen Mitstreiter einzuschüchtern oder um einem Weibchen zu gefallen. Die Fähigkeit, die Farbe ändern zu können, erleichtert ebenfalls die Thermoregulierung. Wenn das Tier eine dunklere Farbe hat, absorbiert es die Wärme aus der Sonne schneller und muss sich daher nicht so lange sonnen. Diese effizientere Aufnahme von Wärmeenergie bedeutet, dass das Chamäleon mehr Zeit hat, um sich vor Fressfeinden zu verstecken oder um Fressen zu jagen. Wenn die Umgebung jedoch zu heiß ist und das Chamäleon sich nicht schnell genug in den Schatten begeben kann, hellt es seine Hautpigmentation auf, damit die Sonnenstrahlen reflektiert werden. So bleibt das Tier kühler, als wenn es seine dunklere Pigmentation beibehalten müsste. Die gleiche Technik wird auch bei der Filterung der UV-Strahlen angewendet.

AUF DER SUCHE NACH LYGODACTYLUS WILLIAMSI

Der Kimboza-Wald ist die Terra Typica und bisher der einzig bekannte Ort, an dem der Himmelblaue Zwergtaggecko, Lygodactylus williamsi, vorkommt. Das Team suchte tief im Wald, um diese leuchtend blaue Echse zu finden. In diesen dichten Wäldern leben die meisten Taggeckoarten auf Pflanzen oder Bäumen mit glatten Oberflächen, wie z.B. Palmen, Bambus oder Pandanus-Arten. Auf diese Art der Vegetation hatten wir es zuerst abgesehen… und mit sofortigem Erfolg.

Das erste hellblaue Männchen wurde auf einem großen Pandanus rabaiensis gefunden. Als die bevorzugte Vegetation erstmal ausgemacht war, war es ziemlich leicht, die Geckos zu finden. Lygodactylus williamsi kann man nur auf den 2 - 5m hohen Blättern der Pandanus rabaiensis finden. Die Pandanus-Palmen befinden sich nur in bestimmten Gegenden und stehen im Wald in Gruppen zusammen. Lygodactylus williamsi kommt in seinem begrenzten Gebiet relativ häufig vor.

Geckos sind mit einem Männchen, ein bis drei Weibchen und einigen Jungtieren auf jeder Pandanus-Palme sehr territorial. Die Geckos kommen aus dem Herzen der Pandanus in den frühen Morgenstunden heraus, ziehen sich während der heißesten Stunden des Tages wieder zurück und kommen am späten Nachmittag wieder hervor. Lygodactylus williamsi ernährt sich von Ameisen, Spinnen und Fliegen. Das Lygodactylus williamsi Männchen kann bis zu 8 cm lang werden. Die Weibchen sind etwas kleiner.

Die Männchen sind hellblau mit einem schwarzen Hals und einem gelb-orangefarbenen Bauch. Die Weibchen sind grünlich mit einer kupferfarbenen Farbnuance. Sie haben nur wenig Schwarz auf dem Hals und nur ein paar Streifen oder V-förmige Markierungen. Normalerweise unterscheiden sich die beiden Geschlechter durch einen klaren Dichromatismus. Halbausgewachsene Männchen können jedoch leicht mit Weibchen verwechselt werden. Wie alle Chamäleons ändert auch Lygodactylus williamsi seine Farbe, wenn es sich bedroht fühlt: die Männchen von hellem Türkis zu fast Schwarz und die Weibchen von Grün zu Braun. Diese Art ist zweifelsohne das spektakulärste Mitglied seiner Gattung.

Ein weiteres Mitglied dieser Gattung wurde auf der anderen Seite am Rande des Waldes vis-à-vis dem Uluguru-Gebirge gefunden. Lygodactylus grotei scheint Kokospalmen am Rande des Waldes zu bevorzugen. Jede Palme beherbergt ein Männchen mit mehreren Weibchen und Jungtieren.

Das relativ häufig vorkommende und weitverbreitete Lygodactylus luteopicturatus lebt in der Nähe von menschlichen Siedlungen und kann ebenfalls um das Camp herum gefunden werden. Die Bergagamen leben ebenfalls in diesen höheren Waldregionen.

VOM KIMBOZA-WALD NACH MIKUMI

Als nächstes forschten wir im Mikumi-Nationalpark. Dieser Park grenzt an die nördliche Grenze von Afrikas größtem Wildreservat – dem Selous. Die Straße von Dar Es Salaam nach Iringa führt mitten durch den Park. Daher ist dies der am besten zugängliche Teil der 75.000 Quadratkilometer großen Wildnis, die sich fast bis zum Indischen Ozean ausbreitet.

Die weiten Horizonte und die enorm vielen wild lebenden Tiere des Mkata-Übeschwemmungsgebiets, dem Herzstück des Mikumi, sind vergleichbar mit der Serengeti. Die Säugetierfauna besteht aus Impalas, Zebras, Gnus und Büffeln, deren Herden durch die Überschwemmungsgebiete ziehen. Diese Region mit den vielen wild lebenden Tieren ist der Jagdgrund für viele Löwenrudel. Elefanten und Giraffen suchen an einzelnstehenden Akazien und Baobabs nach Nahrung. Hier finden sie auch kleine Schatteninselchen.

Während der Trockenzeit konzentriert sich das Leben der Tiere auf die Wasserlöcher des Mikumis, die von Flusspferden und Krokodilen bewohnt sind. Die Vegetation besteht aus Savannengrasland, gesprenkelt mit Akazien, Baobabs, Tamarindem und einigen seltenen Palmen. Über die Reptilien- und Amphibienpopulation ist nur sehr wenig bekannt, da sich die Nachforschungen zumeist auf die Säugetiere und Vögel konzentrieren.

Das Exo Terra Team war besonders an Geckos interessiert, die in einzelnstehenden Akazien und Baobabs leben. Dieser Lebensraum ist aufgrund der vielen Elefanten, Büffel und Löwen schwer zu erforschen. Es scheint, als ob fast jede Akazie in diesem Überschwemmungsgebiet von einem Gelbkopf-Zwerggecko, Lygodactylus luteopicturates, bewohnt ist. Die Männchen haben einen gelben Kopf – daher der Name – und einen gräulich blauen Körper. Die Weibchen haben eine weniger auffällige Farbe. Genauere Beobachtungen dieser Geckos ergaben einen äußerst interessanten Fall von Trophobiose mit einer symbiotischen Beziehung zwischen einem Lebewesen, das Nahrung anbietet und einem zweiten Lebewesen, das diese Nahrung aufnimmt.

Viele Geckos wurden in der Nähe oder direkt unter Riesenschildläusen gefunden. Diese Insekten sind dafür bekannt, Honigtau zu produzieren; eine klebrige, zuckrige Substanz, die sie absondern, wenn sie sich von Pflanzensaft ernähren. Honigtau ist besonders häufig das Sekret von Schildläusen und Zikaden und ist oft die Grundlage für Trophobiose. Nach der Verdauung des aufgenommenen Pflanzensafts in den Verdauungstrakt der Schildlaus, werden die Reststoffe als Honigtau ausgeschieden. Viele Insekten, wie z.B. Ameisen, Fliegen oder Schmetterlinge, sowie nektarfressende Vögel fressen Honigtau, der auf Pflanzen oder andere Oberflächen gefallen ist. Einige Tiere jedoch nehmen die Honigtautröpfchen direkt von den Insekten auf. Dieses Verhalten ist unter Ameisen weitverbreitet.

Während der Exo Terra Madakaskar-Expedition konnte dieses bemerkenswerte Verhalten das erste Mal gefilmt werden: Phelsuma klemmeri bedient sich an einer Zikadenlarve und einige Ameisen warten geduldig, bis sie an der Reihe sind. Phelsuma vanheygeni und einige Lygodactylus-Arten wurden ebenfalls beobachtet, wie sie sich bei mehreren Zikaden bedienten. Man nimmt an, dass die Geckos so Nahrung aufnehmen und die pflanzensaftfressenden Insekten im Gegenzug von den Geckos und Ameisen vor natürlichen Feinden geschützt werden. Dies ist der erste Fall von Trophobiose, der zwischen Reptilien und Insekten auf dem afrikanischen Kontinent dokumentiert wurde. Die Tatsache, dass Reptilien normalerweise Insekten jagen, macht dieses Verhalten noch außergewöhnlicher.

Als die Nacht über die Savanne hereinbrach und es schien, als ob die Löwen in der kommenden Nacht noch mehr Ruhe bekommen sollten, bereitete das Exo Terra Team die Abreise am nächsten Morgen zum Poroto-Gebirge vor.

DAS POROTO-GEBIRGE

Das Poroto-Gebirge befindet sich im Südwesten des Landes, in der Nähe des Malawi-Sees. Das Exo Terra Team machte eine kurze Pause in Iringa, um sich mit Essen und Wasser für die nächsten Tage im Regenwald auszurüsten. Mit den Geländewagen war es relativ einfach, die ganze schwere Ausrüstung zum Ausgangslager tief im Wald zu bringen. Millionen Tsetsefliegen hießen das Team während des Aufbaus des Basislagers in einer Lichtung des Waldes willkommen.

In den nun folgenden Tagen wurde der Wald systematisch nach den verschiedenen endemischen Chamäleonarten, die in diesem Bergwald vorkommen, abgesucht. Am Rande des eindrucksvollen Ngozi-Kraters wurde das seltene Rhampholeon nchisiensis gefunden. Es gleicht einem abgestorbenen Blatt und ist normalerweise bräunlich oder gräulich mit zwei oder drei dünnen, dunklen Streifen über die Flanke. An den Augenhöhlen sind oft einige blaue Schuppen, durch die sich das Rhampholeon nchisiensis von den meisten anderen Arten unterscheidet.

Wie Rieppeleon brevicaudatus suchen auch diese Chamäleons auf Ästen und Zeigen ungefähr 50 cm bis zu 1 Meter über dem Waldboden nach Nahrung und schlafen hier. Diese Art kann seine Augenhöhle blau werden lassen. Dies macht es zu einem umwerfenden Chamäleon, wenn man es als Terrarientier hält. Der Schwanz von Rhampholeon nchisiensis ist kurz und stumpfartig. Bei den Weibchen ist er noch kürzer. Ausgewachsene Rhampholeon nichisiensis können bis zu 6 cm groß werden.

Die erste Art, die gefunden wurde, war das Dreihornchamäleon oder Chamaeleo fuelleborni. Diese Art kommt eigentlich nur in den Poroto-Bergen vor; aber es ist dem Chamaeleo jacksonii vom Mount Meru und dem Chamaeleo werneri aus den Usambara- und Udzungwa-Bergen sehr ähnlich. Die Schuppen auf dem Kopf des Chamaeleo fuelleborni scheinen viel rauer zu sein. Die Gesamtgröße dieses Chamäleons ist irgendwie kleiner und sie werden nur 20 cm groß. Das männliche Chamaeleo fuelleborni verfügt über 3 wohlausgeprägte, aus Ringen bestehende Hörner, die auch kleiner sind als bei Chamaeleo jacksonii und Chamaeleo werneri. Die Weibchen haben 3 sehr kleine, aus Ringen bestehende Hörner. Dabei ist das mittlere Horn auf der Nase ein wenig länger. Die Männchen zeigen ein territoriales Verhalten und benutzen ihre Hörner, um Gegner abzuwehren.
Hier kann man Chameleo johnstoni aus dem Ruwenzori in Uganda mit diesem Verhalten sehen.

Wie viele andere Arten, die in höheren Regionen leben, ist auch das Chamaeleo fuelleborni ovovivipar. Dies bedeutet, dass die Eier sich in den Weibchen entwickeln und die Tiere schlüpfen, wenn das Weibchen die Eier legt. Vier bis zu fünfzehn lebende Jungtiere werden jedes Jahr in einem einzigen Wurf geboren. Chamaeleo fuelleborni kann in der Nacht leicht gefunden werden, während es auf dem äußersten Ende eines Astes oder Zweiges schläft, um Fressfeinde, wie Schlange, rechtzeitig auszumachen.

Chamaeleo incornutus ist eine kleine bis mittelgroße Chamäleonart, das keine 20 cm groß wird. Diese Art wohnt in Büschen in den Regenwäldern der Ukinge-, Ubena-, Rungwe- und auch den Poroto-Bergen in Tansania. Sie haben einen großen Lappen am Hinterkopf und einen kleinen Kamm am Rücken, der aus relativ weit auseinanderstehenden, abwechslungreichen, kegelförmigen Schuppen besteht. Das Chamaeleo incornutus kann leicht von den Chamaeleo fuelleborni unterschieden werden, da sowohl die Weibchen als auch die Männchen keine Hörner haben. Die nicht vorhandenen Lappen am Hinterkopf und die feineren Schuppen unterscheiden das sympatrische Chamaeleo goetzi von den anderen Arten dieser südlichen Hochebene.

Während der Exo Terra Expeditionen wurden bereits zwei völlig neue Reptilienarten entdeckt. Während der Madagaskar-Expedition 2004 wurde Phelsuma vanheygeni und während der Gabun-Expedition 2007 wurde eine Taggeckoart der Gattung Lygodactylus entdeckt.

Nun ist es dem Exo Terra Team gelungen, eine völlig neue Chamäleonart der Gattung Kinyongia zu dokumentieren. Diese neue Art scheint mit dem Kinyongia oxyrhinum aus den Ulunguru- und den Udzungwa-Bergen und mit dem Kinyongia tenue aus den Usambara-Bergen verwandt zu sein. Es unterscheidet sich vom Kinyongia oxyrhinum duch ein kleineres Horn vorne am Kopf, den höheren Helm und durch größere Schuppen am Kopf. Der Hauptunterschied zwischen der neuen Art und dem Kinyongia tenue ist die Gesamtlänge und die Größe des Helms, der viel höher als beim Kinyongia oxyrhinum ist. Ein einziges Exemplar wurde im niedrigen Buschwerk ungefähr 1 Meter über dem Waldboden gefunden. Bisher ist diese Chamäleonart nur von diesem einzigen Exemplar her bekannt und wird derzeit beschrieben. Es scheint noch seltener vorzukommen als das Kinyongia oxyrhinum, von dem bisher nur zwölf Exemplare gefunden wurden.

Einer der ersten Frösche, der kurz nach dem ersten Regen der Saison auftauchte, ist der Blaufußwaldsteigerfrosch oder Leptopelis vermiculatus. Diese Frösche bewohnen die dichten Baumkronen des feuchten, tropischen Regenwaldes in Höhen zwischen 900 und 1800 Metern. Leptopelis vermiculatus wird bis zu 85 mm groß und kommt in zwei ausgeprägten Farbvarianten vor: einmal hellgrün mit kleinen schwarzen Flecken auf dem Rücken und einmal in braun mit einem schwarzen Muster. Die Tiere in den Poroto-Bergen sind bräunlich, haben aber einige grüne Flecken und sind ein Zwischending zwischen den beiden Farbmustern. Im Vergleich zu der Körpergröße sind die Augen sehr groß. Sie sind goldfarben mit braunen Linien und Flecken. Die großen Zehen werden beim Klettern benutzt und um an den Blättern nach weiten Sprüngen haften zu bleiben.

ZUM MALAWI-SEE UND ZURÜCK

Am frühen Morgen wurden die Wagen wieder beladen und es ging auf zum Malawi-See, um dort nach Chamäleons und Taggeckos zu suchen. Die Straße zu diesem See ist eine Herausforderung und nur wenig wild lebende Tiere sind hier zu sehen. Der natürliche Lebensraum in dieser Region ist komplett aus dem Gleichgewicht gebracht. Die einzige Vegetation, die hier zu finden ist, sind Kulturpflanzen und Fruchtbäume, die in vielen Gärten am Rande dieser Schotterstraße stehen.

Mit dem mächtigen Livingstongebirge als Kulisse ist der See überwältigend. Es ist der drittgrößte See Afrikas; 550 km lang, 75 km breit und an einigen Stellen ist er bis zu 700 Meter tief. Biologisch gesehen ist der See ungemein abwechslungsreich. In ihm kommen ungefähr 30% der weltweit bekannte Cichlidenarten vor – der ideale Ort für das Exo Terra Team, um einige Welse zu dem sonst eher kargen Mahl dazu zu bekommen.

Auf dem Weg zurück wurden einige Stichproben aus dem Kiwira-Fluss genommen; aber ohne Erfolg. In einem kargen Baum am Flussufer konnten wir jedoch einen mattgräulichen Gecko finden. Es war Lygodactylus capensis; wahrscheinlich die am weitesten verbreitete Art in dieser Gattung. Dieser Taggecko kommt in östlichen und südlichen Afrika vor; von kurz hinter dem Äquator bis hin zur nördlichen Kapprovinz in Südafrika.

Die grüne Vegetation und die fruchtbaren Felder gehen schnell in eine trockene Grasslandschaft und Savanne über, wenn man einmal an der Stadt Mbeya vorbeigefahren ist. Die Straße zurück nach Iringa ist überfüllt und es bringt nichts, sie zu erkunden. In der Savanne gibt es normalerweise nicht so viele Reptilien und Amphibien wie in den feuchten Waldgebieten. Aber das Team wollte eine der trockeneren Regionen unbedingt erforschen: den Ruaha-Nationalpark. Dies ist der zweitgrößte Nationalpark Tansanias, aber er ist in Bezug auf die reiche Artenvielfalt dank seiner einzigartigen Lage allen anderen überlegen. Der größte Teil des Nationalparks liegt auf einem 900 Meter hohen Plateau, dessen Hügel, Täler und Ebenen diese Region einzigartig und wunderschön machen.

Ruaha schützt ein riesiges Gebiet mit zerklüftetem, semiaridem Buschland, das für die Mitte Tansanias charakteristisch ist. Die Lebensader des Parks ist der Great-Ruaha-Fluss, der während der Regenzeit als reißender Strom an der östlichen Grenze entlang fließt. Nach der Regenzeit nimmt der Strom ab und wertvolle von Sand und Felsen umgebene Tümpel verteilen sich über das Land. Während der Trockenzeit kann man die meisten Tiere in oder in der Nähe dieser Tümpel finden. So drängt sich die Fauna des Parks noch enger zusammen.

Impalas, Kudus, Wasserböcke und andere Antilopenarten riskieren ihr Leben für einen Schluck dieses überlebenswichtigen Wassers. Das Risiko ist groß, da es sehr wahrscheinlich ist, auf eine der über zwanzig Löwenrudel zu treffen, die die Savanne beherrschen. In einem relativ kleinen Abschnitt am Great-Ruaha-Fluss und seinen saisonal bedingten Nebenflüssen, stieß das Team auf mindestens drei Löwenrudel, die sich entweder gerade ausruhten oder ihre frische Beute verteidigten. Dieses Agamen-Weibchen, Lionotus dodomae, hat nichts zu befürchten; es ist einfach zu klein. Neben den Löwen macht es eine große Elefantenpopulation äußerst schwierig und gefährlich, die niedrigen Büsche und das Dickicht zu erforschen.

Das Team hofft, das Chamaeleo dilepis in dieser Gegend zu finden, um ein besseres Verständnis über die Unterschiede zwischen dieser Art und den Unterarten in diesem Komplex zu bekommen. Die Unterart, die in dieser Region vorkommt, ist Chameleo dilepis dilepis. Das Chameleo dilepis dilepis ist in der Regel die größte Art im “Dilepis”-Komplex und die Männchen haben einen klarausgeprägten Fußwurzelfortsatz. Die Regelfarbe der Mitglieder dieses Komplexes ist Grün, aber die Tiere können auch andere Farben wie Gelb, Schwarz, Orange, Weiß oder Braun haben. Alle Arten in diesem “Dilepis”-Komplex haben einen Streifen an der Seite, der normalerweise weiß ist. Dieser Streifen verläuft vom Hinterkopf bis zum Körperende. Es ist sehr wahrscheinlich, dass weitere taxonomische Varianten in diesem “Dilepis”-Komplex vorkommen. Einige Unterarten gehören wahrscheinlich zu der Nominatform und einige andere werden zu Synonymen von dem, was nun als Chamaeleo dilepis dilepis bezeichnet wird.

Der Regenbogenskink, Trachylepis margaritifera, lebt auf felsigen Formationen entlang des Ruaha-Flusses. Die Männchen verhalten sich sehr territorial und sonnen sich an markanten Positionen, um ihre wunderschöne Farbenpracht zu präsentieren. Die Weibchen werden leicht mit Trachylepis quinquetainiata verwechselt, da sie ein ähnliches Farbschema haben.

Andere Gäste, die häufige auf den Felsen entlang des Flussufers angetroffen werden können, sind die Agama lionotus dodomae. Die Männchen sind sehr farbenfroh und definitiv die auffälligsten Echsen in dieser Region. Es ist offensichtlich der Höhepunkt der Paarungszeit, da die Tiere ihre auffälligsten Farben zeigen. Die Männchen verhalten sich zu dieser Zeit sehr territorial. Die Farben der Weibchen sind weniger auffällig, aber es gibt mehr Weibchen als Männchen.

Eine in dieser Region selten anzutreffende Art ist die Pantherschildkröte, Psammobates pardalis pardalis. Diese Tiere verstecken sich während der Hitze des Tages im Dickicht oder unter schattigen Bäumen.

In Ruaha kann es tagsüber sehr heiß werden und viele Tiere suchen im Schatten der größeren Bäume nach Schutz oder stehen an den übriggebliebenen Tümpeln des Ruaha-Flusses. Außer den Elefanten sind Flusspferde und Krokodile die einzigen Kreaturen, die ins Wasser gehen, um der extremen Hitze zu entfliehen. Auch bei diesen extremen Temperaturen kommen und gehen die Tiere, um ein bisschen Erfrischung in dem zu finden, was von dem Fluss übriggeblieben ist.

Das nächste Forschungsgebiet ist kühler und definitiv feuchter, da sich dieses Gebiet hoch in den Udzungwa-Bergen befindet. Udzungwa ist die größte und biologisch abwechslungsreichste Kette des großen, mit Wald bedeckten Gebirges, das sich hinter der mit Büschen bedeckten Küste im Osten Tansanias majestätisch erhebt. Das gesamte Gebirge ist als Eastern Arc Mountains bekannt. Dieser Archipel mit einzelnen Massiven wird auch als das Galapagos Afrikas bezeichnet, weil dort ein wahres Füllhorn an endemischen Pflanzen und Tieren vorkommt. Unter den uralten Bergmassiven des Eastern Arc wurde nur dem Udzungwa der Status als Nationalpark bewilligt. Des Weiteren ist es in Tansania einzigartig, dass der dichte Wald sich über Höhen von 250 Metern bis hin zu 2.000 Metern ohne Unterbrechung ausbreitet. Die Berge im Osten sind klein und zerklüftet. Jeder Bereich verfügt über einen Flecken mit übriggebliebenem, dichtem, tropischem Regenwald mit hohen Niederschlagsraten, die üppige Inseln in einem Meer von trockener Savannenvegetation bilden. Der Aufstieg vom Hauptquartier des Parks bis zum Ausgangslager ist steil und mit zunehmender Höhe wird es immer feuchter. Man braucht ungefähr einen Tag, um das Camp zu erreichen. Gleich nach der Ankunft wurde eine dringend benötigte Mahlzeit für das gesamte Team in der Behelfsfeldküche zubereitet.

Das Hauptaugenmerk in diesen Bergen liegt wieder einmal auf den Chamäleons und Geckos. Aber viele andere Kreaturen, wie Tausendfüßler, Skorpione, Käfer und Schmetterlinge wurden bei den Erkundungen auch gefunden. Das erste Chamäleon, das gefunden wurde, ist das Stummelschwanzchamäleon oder Rieppeleon brevicaudatus. Obwohl viele gestreifte Morphen gefunden wurden, scheint es dieselbe Art zu sein wie in der Nähe der Uluguru-Berge im Kimboza-Wald.

Chamaeleo deremensis, das Usambara Dreihornchamäleon ist zweifelsohne eins der seltensten großen Chamäleons. Normalerweise kommt es in anderen Massiven in den Eastern Arc Mountains vor, nämlich in den Usamabaras und Ulugurus. Nun wurde es das erste Mal in den Udzungwa-Bergen dokumentiert. Hier kam die Art in der Nähe des Saje-Wasserfalls vor; in Höhen zwischen 300 und 700 Metern. Chamaeleo deremensis ist aufgrund seiner komplexen Lungenstruktur eines der evolutionär am weitest entwickelten Chamäleons. Sie sind eine untersetzte Art und haben im Verhältnis zu der Gesamtlänge einen kurzen Schwanz und einen hohen Kamm am Rücken. Der Helm ist glatt, abgeflacht und länglich und enden in einem kugelförmigen, kleinen Hinterkopflappen. Die Körperfarbe bei ausgewachsenen Tieren ist mittelblasses bis blasses Grün mit drei oder vier blassgelben Streifen, die gestrichelt vom Auge bis zur Mitte des Körpers verlaufen. Einzelne weiß-graue, blaue, rote oder braune Flecken und Streifen sind manchmal vorhanden. Wenn die Tiere aufgeregt oder gestresst sind, treten manchmal dunkelgrüne oder schwarze Punkte auf und die Farben werden heller. Junge Tiere weisen dieselben Farbmuster auf wie die ausgewachsenen Tiere; jedoch auf einem marine-blauen Hintergrund.

Die männlichen Chamaeleo deremensis verfügen über drei große aus Ringen bestehende Hörner, die im Verhältnis zu der Größe des Chamäleons und den anderen Dreihornchamäleonarten, wie dem Chameleo werneri, relativ klein sind. Das Chamaeleo deremensis unterscheidet sich von dem Chameleo werneri, das in den höheren Regionen der Udzungwa-Berge vorkommt, durch seine länger Körpergröße und den hohen Kamm am Rücken. Das weibliche Chameleo deremensis hat gar kein Horn. Sogar die Knospenschuppen der Hörner, wie sie bei anderen Dreihornchamäleons zu sehen sind, sind hier nicht vorhanden. Beide Geschlechter haben dieselbe Farbgebung und sind in der Größe vergleichbar, wenn sie ausgewachsen sind.

Das Team war immer noch davon überzeugt, andere Chamäleonarten zu finden und verbrachte mehrere Tage über dem Sanje-Wasserfall in einer Höhe von ungefähr siebenhundert Metern. Mehrere Erkundungstouren noch höher nach dem Chamaeleo blieben jedoch ohne Erfolg.

Die Expedition ging dem Ende zu und das Exo Terra Team musst noch zu der Strasse hinabsteigen, die es zurück nach Mikumi und weiter nach Dar Es Salaam bringen würde. Der Abstieg ist eine unglaublich schöne Wanderung mit einem spektakulären Blick auf den Wasserfall. An der Spitze dieses Wasserfalls hatte das Team für mehrere Tage gezeltet.

Kurz vor der Ankunft im Dorf überquerte eine Glattrand-Gelenkschildkröte den Weg vor uns. Die Gattung Kinixys ist in der Schildkrötenwelt aufgrund seines Scharnierpanzers einzigartig. Das Scharnier ermöglicht es der Schildkröte, den hinteren Teil des Panzers herunterzuklappen, um sich vor Fressfeinden zu schützen.

Das Exo Terra Team kann auf eine sehr erfolgreiche Expedition zurückblicken. Erneut und nun schon zum dritten Mal wurde eine neue Art entdeckt. Viele Tiere in diesem Film wurden das erste Mail in ihrer natürlichen Umgebung gefilmt. Dies gewährt einzigartige Einblicke in ihre Ökologie und ihr Verhalten. Die Expedition wird sicher zu einem besseren Verständnis für Tansanias bemerkenswerte und spektakuläre Herpetofauna beitragen.

 
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3. Entdeckung einer bis dato unbekannten Art während der Exo Terra Expedition